Lange lag Schloss Aulendorf, das auf einer Anhöhe über dem Schussental thront, im Dornröschenschlaf. Die alten Gemäuer, die auf den Resten einer alten Burganlage aus dem 13. Jahrhundert stehen, verfielen. Doch nach einer aufwändigen Renovierung bietet das oberschwäbische Kulturdenkmal nun Einblicke in die verschiedenen Baustile der wechselnden Schlossherren. Ursprünglich als mittelalterliche Burg erbaut, wurde es von den Herren zu Königsegg jahrhundertelang erweitert. Ob Romanik, Gotik, Barock oder Klassizismus – nahezu sämtliche Epochen sind vereint. Ein virtueller Erlebnisparcours lädt ein, die alten Mauern neu zu entdecken. Außerdem nehmen historische Figuren in detailgetreuen Kostümen ihre Gäste mit auf eine unterhaltsame Zeitreise ins 19. Jahrhundert.
Auf ein Gläschen mit der Zofe
Gräfin Paula zu Königsegg-Aulendorf und ihre Zofe Rosalie sind die Stars der Aulendorfer Schlossgeschichten. Sie entführen die Besucher in die einst höfische Welt zu Zeiten von Kaiser und Grafen. Schließlich weilte die Gräfin selbst als oberste Hofdame von Kaiserin Sissi lange Zeit in Wien. Nun lässt sie einmal im Monat die Geschichte lebendig werden und führt durch die Säle und Gemächer ihres Schlosses. Dabei weiß auch die Zofe die ein oder andere persönliche Anekdote über ihre Herrschaft auszuplaudern oder kredenzt heimlich den Likör des Grafen. Abschließender Höhepunkt ist das Stelldichein mit der Gräfin an der festlich gedeckten Kaffeetafel im Marmorsaal des Schlosses.
Lebendige Schlossgeschichten
Etwas häufiger als die gräflichen Herrschaften bekommt man bei Führungen den Schlosschronisten Anselm Büchle zu Gesicht. Auch er bietet Besuchern in Frack und Zylinder einen kurzweiligen Einblick in die Zeit, in der Ahnentafeln und Wappen eine wichtige Rolle spielten. Er ist zugleich der Protagonist des medialen Erlebnisparcours durch die Schlossgemäuer. In kleinen Filmen, die man an den Stationen auf Tablet oder Smartphone aufruft, lässt er auf unterhaltsame Weise die Schlossgeschichte Revue passieren. Seine Ausführungen werden ergänzt von kleinen Szenen, in denen sich Magd Magdalena, Knecht Emeran und der Graf zu Königsegg-Aulendorf als Schattenfiguren vor historischer Kulisse ein Stelldichein geben. Bei bei der Tourist-Information im Schloss erhalten ein Tablet mit Kopfhörer.
Öffnungszeiten Erlebnisparcours
Mi - Fr von 8.00 - 12.00 Uhr und 13.00 - 18.00 Uhr
Sa/So/Feiertag von 10.00 - 18.00 Uhr
Geschlossen am: 24./25./25./31.12. und Neujahr, 19./20.08.23
Regelmäßige Schlossführungen zum Kulturdenkmal Schloss Aulendorf finden sonntags um 10.30 Uhr statt und können auf Anfrage für Gruppen flexibel gebucht werden.
Kulturdenkmal Schloß Aulendorf
Die über 800-jährige Geschichte von Schloß Aulendorf spiegelt sich in höchst beeindruckender Weise in der Formen- und Stilvielfalt des heutigen Baukomplexes wider. Die ältesten überlieferten Bauteile der ursprünglichen Burganlage reichen bis in das 12. Jahrhundert zurück. Nach dem 30jährigen Krieg wandelte sich das mittlerweile wehrhafte Schloss des 16. Jahrhunderts zu einer barocken Residenz. Der krönende Abschluss der baulichen Entwicklung von Schloss Aulendorf, das seine Vorbilder in der zeitgenössischen Schlossarchitektur Frankreichs hatte, bildete die Umgestaltung des Hauptgebäudes zu einem repräsentativen Palais.
Schloß Aulendorf stellt aufgrund seines herausragenden und augenfälligen baugeschichtlichen Quellenwertes und des hohen künstlerischen Ranges seiner Einzelbauten ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung dar.
Ungeachtet dessen war die Erhaltung des Schlosskomplexes in jüngster Zeit in Frage gestellt. Eine nicht adäquate Teilnutzung und unterlassende Bauunterhaltung führten zu enormen Bauschäden. Eine besondere Gefahr ging vom Hausschwamm aus, der sich innerhalb weniger Jahre fast in allen Gebäuden ausbreitete. Teilweise war das konstruktive Gefüge bereits so geschwächt, dass zur Sicherung der Substanz Absprießungen erforderlich waren. In einigen Räumen stürzten Teile der Stuckdecken zu Boden. Das gesamte, nahezu leerstehende innere war verwahrlost. Alle Versuche, diesem Verfall entgegenzuwirken, scheiterten an den finanziellen Möglichkeiten des damaligen Denkmaleigentümers. Erst der Übergang der Liegenschaft an das Land Baden-Württemberg im Jahre 1987 machte den Weg frei für unaufschiebbare Rettungsmaßnahmen.
Da das Land keine unmittelbare Verwendungsmöglichkeit für das Schloss sah, gründete es eigens dafür eine Auffanggesellschaft und übertrug ihr sowohl die weitere Substanzsicherung als auch die Suche nach einer denkmalgerechten Nutzung.
Ein adäquates Nutzungskonzept für den Schlosskomplex Aulendorf konnte schließlich 1992 festgelegt werden. Es gelang, die Stadtverwaltung zur Übernahme der beiden im Kern mittelalterlichen Gebäude zu bewegen und in den Bauten des Barock und des Frühklassizismus ein Zweigmuseum des Württembergischen Landesmuseums einzurichten.
Ein weiteres aus dem 19. Jahrhundert stammendes Gebäude nimmt den neuen Sitzungssaal für den Gemeinderat auf.
Mit dieser ungewöhnlichen Rettungsmaßnahme – nur möglich durch das große finanzielle Engagement des Landes Baden-Württemberg – wurde der Bestand dieses bedeutenden Kulturdenkmals für künftige Generationen gesichert.
Weitere Informationen rund um das Schloss Aulendorf erhalten sie auch unter www.schloss-aulendorf.de